Blech biegen: So wirds gemacht
Wissen über Blech biegen:
Spengler, Schlosser, Installateure und viele andere Handwerkerinnen und Handwerker müssen fast jeden Tag Blechbiegen. Das Biegen von Blechen aus Stahl, Kupfer oder Aluminium gehört in vielen Handwerksberufen zum Alltag. Die Techniken haben sich in den letzten Jahren nur wenig verändert. Neue Werkzeuge und die ein oder andere spezialisierte Maschine erleichtern heute das Blech biegen. Die 7 vielleicht wichtigsten Fragen zum Thema Blech biegen und Blech biegen lassen, haben wir in diesem Ratgeber zusammengestellt und beantwortet.
Inhaltsverzeichnis Blech biegen:
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Was ist der Mindestbiegeradius beim Blech biegen oder Blech biegen lassen?
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Wie wird beim Blech biegen oder Blech biegen lassen die Rückfederung ausgeglichen?
Kann man alle Bleche aus jedem Metall biegen?
Nein, nicht alle Metalle können durch Biegen plastisch verformt werden. Ob ein Metall gebogen werden kann, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Entscheidende Faktoren für die Biegefähigkeit eines Metalls sind unter anderem die Zusammensetzung der Legierung und das Herstellungsverfahren.
Bei Eisen- und Stahlwerkstoffen ist beispielsweise der Kohlenstoffgehalt entscheidend dafür, ob das Metall gebogen werden kann. Die Biegefähigkeit von Stahl und Eisen nimmt mit dem Kohlenstoffgehalt ab. Je höher der Kohlenstoffgehalt ist, umso schwieriger ist es, das Metall zu biegen. Als Grenze für die Biegefähigkeit bei Eisen und Stahl gilt ein Kohlenstoffgehalt von 2,06 %. Liegt der Kohlenstoffgehalt über dieser Grenze, kann das Metall nicht mehr gebogen werden. In der Industrie werden heute bei Werkstücken, die gebogen werden müssen, spezielle Metalllegierungen eingesetzt, deren Bruchdehnungskoeffizient die elastische Verformung zulässt. Dies gilt sowohl für Eisen- als auch für Stahl-, Kupfer- und Aluminiumlegierungen.
Was ist der Mindestbiegeradius beim Blech biegen?
Der kleinstmögliche Biegeradius, der beim Blech biegen und Blech biegen lassen erreicht werden kann, ist der sogenannte Mindestbiegeradius. Das heißt, ein kleinerer Radius kann nicht erreicht werden, ohne dass das Blech beim Biegen beschädigt wird. Wie klein der Mindestbiegeradius bei einem bestimmten Blech sein kann, ist vom Material und von der Dicke des Bleches abhängig. Auch die Geschwindigkeit, mit der das Blech von Hand oder mit einer Maschine gebogen wird, die Festigkeitswerte des Materials, beispielsweise die Zugfestigkeit und die Art der Maschine spielen eine wichtige Rolle für den Mindestbiegeradius auch beim Blech biegen lassen.
Für bestimmte, häufig verwendete Werkstoffe wurden Umrechnungsfaktoren ermittelt, mit denen der Mindestbiegeradius zumindest näherungsweise berechnet werden und die Maschine eingestellt werden kann. Der Umrechnungsfaktor für Aluminiumbleche ist beispielsweise 2. Mit diesem Faktor muss die Blechdicke multipliziert werden, um den Mindestbiegeradius zu ermitteln. Bei Kupfer ist der Umrechnungsfaktor 1,5 und bei Stahlblechen 1,0.
Was versteht man unter Falzen?
Falzen ist eine Biegetechnik mit der dünne Bleche unlöslich zusammengefügt werden. Beim Falzen werden gerade Ränder von Blechen zunächst abgekantet, anschließend eingehakt, zugeschlagen und schließlich durchgesetzt. Durch Falzen können nur dünne Bleche zusammengefügt werden. Bei runden Blechrändern werden Falze durch Bördeln und das sogenannte Schweifen angefertigt.
Falzverbindungen von Blechen zählen zu den formschlüssigen Verbindungen. Sie sind dauerhaft fest. Zum Falzen eignen sich Bleche aus Stahl, Aluminium, Kupfer, Zink und Blei mit einer Dicke von bis zu 1 mm. Sehr gut geeignet sind auch Bleche mit einem Schutzüberzug beispielsweise aus Zink, Blei und Kunststoff. Falze werden je nach Ausführung als Bodenfalz, Mantelfalz, Eckfalz, Schiebefalz, Längsfalz und Zargenfalze bezeichnet. Die Falze zwischen den Titanzink- oder Kupferblechen auf Dächern werden mit speziellen Falzwerkzeugen oder eine spezielle Maschine hergestellt. Unterschieden wird zwischen weiterhin stehenden, liegenden, einfachen und doppelten Falzen.
Welche Maschinen eignen sich zum Blech biegen?
1 bis 4 (von insgesamt 4)
Hier finden Sie weitere Maschinen zum Blech biegen: Rundbiegemaschine
Ändert sich die Länge von Blechen beim Biegen?
Ja, beim Blech biegen ändert sich die Länge des Bleches praktisch immer. Grund hierfür ist, dass das Blech auf einer Seite gestreckt und auf der anderen Seite gestaucht wird. Die Streckung des Materials erfolgt immer an der Außenseite des Biegeradius. Die Stauchung immer an der Innenseite. Nur im Bereich der zwischen Außen- und Innenseite liegenden neutralen Faser erfolgt keine Längenänderung.
Wie stark sich die Länge des Bleches beim Blech biegen lassen verändert, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Der Biegeradius, das Material und die Dicke des Materials spielen ebenso eine Rolle wie der Biegewinkel und die Temperatur des Bleches beim Biegen. Bei vielen Anwendungen spielt die Längenänderung des geborenen Bleches nur eine untergeordnete Rolle. Beispielsweise bei der Herstellung von größeren Gehäusen. Bei verschiedenen Anwendungen kommt die Längenänderung jedoch zu tragen und muss bei der Gestaltung des Bauteils berücksichtigt werden. In aller Regel ist dies bei Bauteilen mit einer bestimmten Funktion der Fall.
Welche Rolle spielt die Walzrichtung beim Blech biegen lassen?
Die Walzrichtung hat einen Einfluss auf die Längs- und Querfestigkeit des gebogenen Blechs. Eine Biegung in Längsrichtung, das heißt parallel zur Walzrichtung, führt normalerweise zu einer höheren Festigkeit als eine Biegung quer dazu. Beim Biegen von Blechen und beim Blech biegen lassen spielt die Walzrichtung daher eine sehr wichtige Rolle für die Qualität der Biegearbeit. Die Biegeeigenschaften werden maßgeblich durch die Walzrichtung bestimmt. Werden Bleche in Übereinstimmung mit der Walzrichtung gebogen, ist das Resultat in aller Regel eine höhere Festigkeit und geringere sogenannte Verzerrung (= Formänderungen durch Spannungen im Material)
In bestimmten Fällen hat die Walzrichtung auch einen grundsätzlichen Einfluss auf die Bearbeitungsmöglichkeiten des Materials. Je nach Walzrichtung müssen der Biegeradius und die Art des Biegeprozesses separat bestimmt werden. Grundsätzlich können Biegearbeiten bei Kenntnis der Walzrichtung präziser durchgeführt werden.
Woran erkennt man die Walzrichtung beim Blech biegen?
Durch das Walzen eines Bleches entstehen auf der Oberfläche charakteristische Merkmale, anhand derer die Walzrichtung erkannt werden kann. Je präziser die aus einem Blech gefertigten Werkstücke sein müssen, umso wichtiger ist es, die Walzrichtung des Bleches zu ermitteln. Für große Bauteile mit großen Biegeradien ist die Walzrichtung vernachlässigbar.
Es ist möglich, durch mehrere Methoden die Walzrichtung eines Bleches zu bestimmen. Die einfachste Möglichkeit ist die visuelle Prüfung der Blechoberfläche. Hierbei werden sogenannte Walzspuren gesucht, die anzeigen, in welche Richtung das Blech gewalzt wurde. Walzspuren sind feine Linien und Muster, die durch den Herstellungsprozess entstehen und immer in eine bestimmte Richtung zeigen. Eine Prüfung der mechanischen Eigenschaften des Bleches erlaubt ebenfalls die Bestimmung der Walzrichtung. Hierbei wird der Umstand genutzt, dass sich die mechanischen Eigenschaften eines Bleches mit der Walzrichtung ändern.
Wie wird beim Blech biegen oder Blech biegen lassen die Rückfederung ausgeglichen?
Nach Abschluss des Biegeprozesses kommt es bei den meisten Bauteilen zu einer mehr oder weniger starken Rückfederung. Das heißt, das Bauteil ist um ein paar Grad weniger gebogen als gewünscht. Bei präzisen und maßhaltigen Biegeteilen muss diese elastische Rückfederung ausgeglichen werden. In aller Regel geschieht der Ausgleich der Rückfederung durch ein Überbiegen des Bauteils um den Winkel der Rückfederung. Federt das Blechteil beispielsweise um 5° zurück, dann muss es um diese 5° überbogen werden, um die Rückfederung zu kompensieren. Ist dieser Wert bekannt, kann er bei einer vollautomatischen Maschine zu Blech biegen voreingestellt werden, sodass die Biegeteile auch in einer größeren Serie exakt gleich hergestellt werden.